Zickzack Zalando


Darum geht es


Zalando ist der größte und erfolgreichste Onlinemodehändler Europas. Das Unternehmen wirbt damit, nachhaltig zu sein und eine „netto-positive“ Auswirkung auf Mensch und Umwelt zu haben. Ihre Retoure, so schreibt das Unternehmen selbst, wickeln sie dabei klimaneutral ab. Bis zu 480 Bestellungen gehen pro Minute bei Zalando ein und rund 50% aller Bestellungen werden zurückgeschickt. Unklar ist, was mit den Retouren danach passiert. Glaubt man dem Konzern, werden 97 Prozent der retournierten Modeartikel „nach entsprechender Prüfung sowie sorgfältiger Aufarbeitung wieder über den Zalando Shop verkauft“. Vernichtet würden „weniger als 0,05 Prozent“. Stimmt das wirklich?  Um das herauszufinden, haben die Autorinnen selbst Kleidung bei Zalando bestellt, sie mit GPS- und Bluetooth-Trackern versehen und ihre Signale quer durch Europa verfolgt. Die Autorinnen sind zu Retourenzentren nach Polen gereist, haben mit ehemaligen und aktuellen Arbeiter:innen gesprochen, Experten und Ministerialbeamte befragt, haben interne Unterlagen eingesehen und Geschäftsberichte gewälzt. Bei ihrer Recherche konnten die Autorinnen aufdecken, dass Zalando nicht nur ihr Nachhaltigkeitsversprechen nicht halten kann, sondern ganz explizit Verbrauchertäuschung betreibt. Unsere Recherche erschien im Print und als Film im SWR.  1.5 Jahre lang haben wir, die freien Journalistinnen Carmen Maiwald und Vanessa Materla, für dieses Thema recherchiert. Zuvor hatten wir weder eine so große und aufwändige Recherche gemacht, noch investigativ gearbeitet. Um das Ausmaß der Verbrauchertäuschung durch Zalando aufzudecken und möglichst viel Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, sind wir eine Kooperation mit der Wochenzeitung DIE ZEIT, dem investigativen Onlinemagazin Flip und dem investigativen YouTube-Format VOLLBILD des SWR eingegangen. Wir haben unsere Recherche also nicht nur für Print und Online aufbereitet, sondern auch in einem Film visualisiert, wobei wir – außer Kameraführung und Schnitt – alles selbst übernommen haben.  Als Reaktion auf unsere Recherche hat Zalando ihre Unternehmenskommunikation verändert. Sie sprechen nun nicht mehr davon, nur 0.05% ihrer Retoure zu vernichten. Sie versprechen auch nicht mehr, klimaneutral zu sein. Zalando gibt außerdem zu, dass sie die Emissionen, die für die Retoure einiger Partnerprodukte entstehen, nicht kompensieren. Und: Das Unternehmen kommuniziert nun auch, dass sie ihre Retouren an Dritthändler verkaufen.


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Autor/en



Carmen Maiwald

Carmen Maiwald hat Bekleidungstechnik an der HAW in Hamburg studiert. Nach einer Uni Exkursion in eine Nähfabrik im Ausland wurde ihr klar, dass sie kein Teil dieser Modebranche sein will und stattdessen über sie berichten möchte. Anschließend absolvierte sie die Deutsche Journalistenschule in München. Aktuell arbeitet Carmen als freie Journalistin in Berlin zu den Themenschwerpunkten Mode, Nachhaltigkeit und Greenwashing. Für ihre Recherche „Das System Zalando“ wurde Carmen mit dem Otto Brenner Preis sowie dem Deutschen Journalistenpreis ausgezeichnet. Im Rahmen des Kellen Fellowships des American Council on Germany recherchierte Carmen zur Bekleidungsindustrie in New York und Los Angeles. Ihre Beiträge wurden in Medien wie Die Zeit,  Der Spiegel, Flip, Fluter, Achtung Mode, SWR/Vollbild und Edition F veröffentlicht.

Vanessa Materla

Vanessa Materla hat Deutsche Literatur und Geschichte in Konstanz, Norwegen und München studiert. Anschließend absolvierte sie die Deutsche Journalistenschule in München. Derzeit arbeitet Vanessa als freie Journalistin in Berlin und beschäftigt sich mit Themen der sozialen (Un-)Gerechtigkeit. Für ihre Recherche „Das System Zalando“ wurde Vanessa mit dem Otto Brenner Preis sowie dem Deutschen Journalistenpreis ausgezeichnet. Als Reporterin steht sie für den rbb vor und hinter der Kamera, arbeitet als Regisseurin für ZDF und ARD und schreibt unter anderem für Die Zeit und Zeit online.