Tödliche Flughöhe


Darum geht es


Beim Frühstück sieht Florian Eichel zum ersten Mal einen Menschen sterben. Eigentlich scrollt er bloß durch Twitter, vorbei an Selfies und Katzenvideos, als ihm der Mitschnitt eines Drohnenabschusses in der Ukraine vorgeschlagen wird. Darin zu sehen: ein sich windender Soldat, der langsam in Todesstarre verfällt. Ähnliche Aufnahmen werden in den sozialen Netzwerken millionenfach angeklickt. Was mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine begann, hat der Überfall der Hamas auf Israel mit seiner grausamen Bilderflut neuerlich bestätigt: Der Tod ist zum Content geworden, und die Kriegsschauplätze der Gegenwart haben sich in blutige Filmsets verwandelt, auf denen jeder Soldat ein potenzieller Kameramann ist. Warum erfreuen sich ihre Aufnahmen solcher Beliebtheit? Wie verändert diese mediale Nähe zum Tod unsere Vorstellung von Gewalt? Und was bedeutet diese neue morbide Schaulust für jene Soldaten und Zivilisten, denen die Privatsphäre des Sterbens geraubt wird? Diesen Fragen geht Florian Eichel in seinem Essay nach – und zeigt, wie Kriegsbilder schon immer zu Propagandazwecken genutzt wurden.


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Florian Eichel

Florian Eichel, 1997 in Wiesbaden geboren, ist Journalist und Autor. An der Berliner Humboldt-Universität studierte er Philosophie und Literaturwissenschaft. Nach einem Praktikum im Feuilleton der Zeit schrieb er zeitweilig als freier Mitarbeiter, heute ist er dort Redakteur. Sein Themengebiet umfasst Literatur, Klassische Musik, Film, Philosophie und Computerspiele. 2021 wurde Eichel für seinen Text „Moral als Ware“ mit dem 1. Essaypreis „Demokratie und Wirtschaft“ der Hertie-Stiftung ausgezeichnet.